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Bundesweiter Waldreport 2016 des BUND vorgestellt – Windeck auf der Negativliste

BUND – Kritik am Landesforst- und Flurbereinigungsgesetz
waldbauliche Primitivverfahren (Kahlflächen) auf dem Vormarsch !

Heute stellt der Bundesverband des BUND den „Waldreport 2016 – Schatten und Licht“ auf einer Pressekonferenz in Berlin vor. Zahlreiche Fallstudien zeigen hierbei, dass in der deutschen Forstwirtschaft nach wie vor erhebliche Defizite bestehen. Anhand positiver Beispiele wird belegt, dass auch im Wald im Einklang mit der Natur gewirtschaftet werden kann.

NRW ist leider nur auf der negativen Seite mit einem krassen Beispiel – aus der hiesigen Region – vertreten und kann sich dabei noch glücklich schätzen, da zahlreiche weitere Fehlentwicklungen im Lande festgestellt wurden. Diese betreffen den traditionell in NRW stark vertretenen Privatwald (67% der Waldfläche !), wo vielfach  überdimensionierter Wegebau, Kahlschläge, fortdauernder An- und Ausbau von Nadelwaldplantagen, – zunehmend mit Douglasien – zu beobachten ist.

Neben dem im Waldreport ausführlich dargestellten zerstörerischem Wegebau in Altwindeck hat Paul Kröfges, Sprecher der Regionalgruppe Köln des BUND, im Umfeld seiner Heimatgemeinde Windeck acht aktuelle Kahlschläge dokumentiert, (Auer Wald , Bellinger Tal, bei Eich, 2 mal bei Rommen, 2 mal oberhalb Bettenhagen, bei Rosbach), bei denen es sich eindeutig um „waldbauliche Primitivverfahren“ (Zitat aus „Biologische Vielfalt in den Wäldern NRWs“, Landesbetrieb Wald und Holz) handelt.

Kröfges : „Es ist inakzeptabel wie hier mit dem Wald umgegangen wird. Teilweise gehen diese Kahlhiebe über die – leider erlaubten – 2 Hektar hinaus, teilweise wurde angrenzende Biotope und Bachläufe durch Einsatz schwerer Maschine erheblich geschädigt  und der bachgeleitende Bewuchs komplett  rasiert. Überall sind die umliegenden Waldwege durch Harvesterbefahrung und Holzabfuhr selbst bei Regenwetter völlig zermalmt und vorerst unbegehbar.“ Weiter weist er darauf hin, dass die kahlgeschlagenen Flächen meist komplett abgeräumt und anschließend mit Nadelbäumen in Reih und Glied aufgeforstet wurden, obwohl hier vorher teilweise schönster natürlicher Laubwald gestanden hatte. Dies widerspricht den Zielsetzungen der Biodiversitäts- und Waldstrategie des Landes nach denen der Anteil der Nadelholzbestände sukzessive verringert und „das wirtschaftliche und ökologische Risiko (Fichtenbestände) mit dem Aufbau reich strukturierter Mischwälder stärker gestreut“  werden soll. (Umweltbericht 2013). Besonders schade ist der Verzicht auf natürliche Wiederbewaldung (Sukzession), die eigentlich kostengünstiger wäre und zu stabilen, natürlichen Waldbeständen führt. So geht in der Fläche NRWs zunehmend die strukturelle Vielfalt im Wald verloren, entgegen dem erklärten politischen Willen diese zu verbessern. Diese fatale Entwicklung verschlechtert die Lebensbedingungen zahlreicher waldgebundener Tiere, wie Grauspecht, Schwarzstorch , Wildkatze und Käferarten wie dem Eremiten, die auf alte Bäume und strukturelle Vielfalt angewiesen sind.

Für den BUND ist das eine unheilvolle Entwicklung, der es gegenzusteuern gilt. Umweltminister Johannes Remmel (GRÜNE) wird aufgefordert, Qualitätsvorgaben für den Privatwald durchzusetzen, z.B. über eine Novellierung des Landesforstgesetzes. Insbesondere muss die Maximalfläche für Kahlhiebe reduziert, ein Verbot der Umwandlung von Laub- und Mischwald in Nadelholzmonokulturen und mehr natürliche Sukzession durchgesetzt werden. Dies muss begleitet werden durch die konsequente Anwendung von Förderrichtlinien, indem nur bei Beachtung und Umsetzung strenger Biodiversitätsstandards einer möglichst naturnahen Waldwirtschaft Fördergelder gezahlt werden.

Mit Blick auf den verheerenden Waldwegebau in Altwindeck („Schneise der Zerstörung“) fordert der BUND NRW darüber hinaus eine dringende Änderung des Flurbereinigungsgesetzes mit seiner überstarken Eigentümerorientierung und undemokratischen Struktur.
Hier muss eine Verpflichtung vorgesehen werden, dass beim Wegebau Naturschutz und natürliche Waldstrukturen Vorrang haben und verträgliche Alternativen zu prüfen und abzuwägen sind. Außerdem ist eine möglichst frühzeitige Information und Mitwirkung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger vorzusehen – und es nicht, wie im Falle Altwindeck über 8 Jahre dauert, bis die Öffentlichkeit erfährt, was sich Flurbereinigungsvorstand und Beamte so ausgedacht haben. Nach Einschätzung des BUND wäre der zerstörerische Altwindecker Wegebau zugunsten einzelner Waldbesitzer niemals erfolgt, wenn es ein demokratisches Verfahren vor Ort gegeben hätte.

(Text & Bild: BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland)

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Redaktion

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