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Kahlschläge, Raubbau und Bodenverdichtung – schlechte Aussichten für Dauerwald – BUND kritisiert das Regionalforstamt Rhein Sieg Erft

Der BUND kritisiert die Darstellung von Forstdirektor Stephan Schütte vom Regionalforstamt, der gegenüber der Presse ein extrem geschöntes Bild der hiesigen forstlichen Praxis zur Begründung des „klimastabilen Waldes von Morgen“ zeichne. Dieser verweise auf umfangreiche Pflanzaktionen mit 550000 Bäumchen auf einer Fläche von tausend Hektar. Nur nebenher wird kurz erwähnt, dass vorher diese Flächen nach Dürre und Borkenkäfer kahlgeschlagen wurden.

Mit diesen großflächigen Kahlschlägen würden, so der BUND NRW, die Aussichten für einen stabilen Dauerwald aber erheblich verschlechtert. Paul Kröfges, Sprecher der BUND Regionalgruppe Köln und Vertreter des Naturschutzes in der Regionalkommission des hiesigen Forstamtes hierzu: „Diese Flächen sind nun den Wetterextremen in besonderer Weise ausgesetzt. Eine Wiederbewaldung durch Naturverjüngung und ergänzende Pflanzung gelingt aber im Schutz der Borkenkäferfichten viel wahrscheinlicher.“

Darüber hinaus habe das hektische Abräumen und Befahren mit Großgeräten wie dem Harvester, z.T. auch noch in der Brutzeit der Vögel, nicht nur der Natur geschadet, sondern auch zu erheblichen Bodenschäden (Verdichtungen) geführt, die je nach Abstand der Rückegassen auf bis zu 20 Prozent der Fläche zu Ausfällen führen würde. Zudem seien die Holzpreise durch das massenhaft geerntete Nadelholz erst recht abgestürzt. Es werde nun zu Dumpingpreisen nach China verscherbelt und mit klimapolitisch verheerender Bilanz per Container und Schiffen um die halbe Welt transportiert.

Dies zeige auf, wie unsensibel und schonungslos auch hierzulande Forstwirtschaft betrieben werde, auf Kosten des Bodens, erheblichen Verlusten an Biomasse und zu wenig Rücksicht auf den FFH-Gebietsschutz. So zeigte sich kürzlich bei einer Exkursion der Regionalgruppe im FFH-Gebiet Villewälder bei Bornheim, dass dort im Staatswald sogar Flächen gerodet, also auch Stubben entfernt und der Boden flächig umgebrochen wurde. Auch damit sind enorme Bodenschäden verbunden.
Besonders befremdet ist der BUND über den schrägen Blick von Forstdirektor Schütte auf das sogenannte „Ganze“, der – im Gegensatz zu den Naturschützern – nicht nur auf Natur, sondern auch auf Wirtschafts-, Nutz- und Erholungsfunktion des Waldes sähe und befürchte, dass der „ökologische Fußabdruck“ leide, wenn „künftig unser Holzrohstoff aus anderen Ländern importiert werden müsse“. So seine Aussagen in einem Bericht des Lokalanzeigers vom 1/3.April 2021.

Kröfges hierzu: „Das ist völliger Unsinn. Abgesehen davon, dass dieser Fußabdruck aktuell massiv durch unsere „Holzexporte nach China“ leidet, importieren wir hier schon immer jährlich mehrere Millionen Tonnen Zellstoff und Holz, auch aus Brasilien, v.a. zur Produktion von Papier und zahllosen Wegwerfprodukten.“ Das müsse geändert werden, um auch künftig die natürlichen Ressourcen nicht zu überlasten, denn eine nachhaltige Bewirtschaftung setzt auf den Erhalt unserer Lebensgrundlagen, kurzfristige ökonomische Aspekte müssen zurückstehen.

Das Regionalforstamt und der Landesbetrieb Wald und Holz sind daher aufgerufen, zur guten fachlichen Praxis, wie sie das Bundeswaldgesetz vorschreibt, zurückzukehren, die Kahlschläge nicht unterstützt, notwendige Befreiungen und Prüfungen in Schutzgebieten gemäß Bundesnaturschutzgesetz und Landesforstgesetz einzuholen, die Zerstörung von gesetzlich geschützten Lebensräumen zu unterlassen und sich  auf die rechtlichen Vorgaben zu besinnen, die zum Schutz vor Raubbau aufgestellt worden sind.

(Text & Bild: BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland)

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Redaktion

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