Politik

Waldbauliche Primitivverfahren nehmen zu – BUND Windeck gegen Kahlschläge im Wald

Erhebliche Kritik äußert der BUND in Windeck an waldbaulichen Methoden, die sich zunehmend im örtlichen Privatwald, aber auch an anderen Stellen im Land breitmachen. Vor allem die rabiate und zunehmende Holzernte nach der Kahlschlag – Methode mit großen Harvestern, deren Folgen überall in Windeck zu beobachten sind, ist hier im Visier.
Paul Kröfges, Sprecher der lokalen BUND Gruppe, hat im Umfeld seiner Heimatgemeinde Windeck mittlerweile 12 aktuelle Kahlschläge dokumentiert, (Auer Wald , Bellinger Tal, bei Eich, 2 mal bei Rommen, 2 mal oberhalb Bettenhagen, bei Rosbach und jetzt 2 mal bei Rossel), bei denen es sich eindeutig um solche „waldbauliche Primitivverfahren“ (Zitat aus „Biologische Vielfalt in den Wäldern NRWs“, Landesbetrieb Wald und Holz) handelt.

Kahlschlag bei Rossel – Bild: BUND

Kröfges: „Es ist inakzeptabel wie hier mit dem Wald umgegangen wird. Teilweise gehen diese Kahlhiebe über die – leider erlaubten – 2 Hektar hinaus, teilweise wurde angrenzende Biotope und Bachläufe durch Einsatz schwerer Maschinen erheblich geschädigt  und der bachgeleitende Bewuchs komplett rasiert.“
Weiter weist er darauf hin, dass die kahlgeschlagenen Flächen meist komplett abgeräumt werden, ohne erkennbare Rücksicht auf sogenannte Biotop-, Höhlen- oder Brutbäume. Anschließend wird meistens mit Nadelbäumen, oft Douglasie,  in Reih und Glied aufgeforstet, obwohl hier vorher teilweise schönster natürlicher Laubwald gestanden hatte. Dies widerspricht komplett den Zielsetzungen der Biodiversitäts- und Waldstrategie des Landes nach denen der Anteil der Nadelholzbestände sukzessive verringert und „das wirtschaftliche und ökologische Risiko (Fichtenbestände) mit dem Aufbau reich strukturierter Mischwälder stärker gestreut“  werden soll. (Umweltbericht NRW 2013).

Nach Einschätzung von Kröfges wird dieses Problem von einzelnen privaten Unternehmern, die sich mit hochkomplexen Holzerntemaschinen, sogenannten Harvestern ausgerüstet haben,  gezielt geschürt: „Örtliche Kahlschlagspezialisten mit ihren teuren Harvestern rennen den privaten Waldbesitzern hinterher um diese zum Kahlschlag überreden, damit sie einen Auftrag haben und sich ihre teuren Maschinen amortisieren.“

Probleme v.a. im Privatwald – Naturschutz bleibt auf der Strecke

Kröfges hat dieses Problem bereits in der sogenannten Regionalkommission des hiesigen Forstamtes vorgebracht, die seiner Kritik in diesem Punkt durchaus zustimmte. Das hiesige Forstamt rät eindeutig von Kahlschlägen ab, ist aber machtlos, da sich diese Entwicklungen vor allem im Privatwald abspielen. In NRW und eben auch in Windeck macht der Privatwald über 60% der Waldfläche aus und ist extrem kleinteilig verteilt. Es herrscht nach Einschätzung des BUND teilweise so etwas wie Goldgräberstimmung und immer mehr Besitzer lassen sich verführen, mal eben schnell Kasse zu machen und ihren Wald auch komplett niederzumachen – zumindest legen das die Windecker Beispiele nahe. Nachhaltigkeit und Naturschutz bleiben dabei auf der Strecke.
Besonders schade ist hierbei der Verzicht auf natürliche Wiederbewaldung (Sukzession), die eigentlich kostengünstiger wäre und zu stabilen, natürlichen Waldbeständen führt. So geht in der Fläche NRWs zunehmend die strukturelle Vielfalt im Wald verloren, entgegen dem erklärten politischen Willen diese zu verbessern. Diese fatale Entwicklung verschlechtert die Lebensbedingungen zahlreicher waldgebundener Tiere, wie Grauspecht, Schwarzstorch , Wildkatze und Käferarten wie dem Eremiten, die auf alte Bäume und strukturelle Vielfalt angewiesen sind.

Forderungen an den Landesumweltminister

Für den BUND ist das eine unheilvolle Entwicklung, der es gegenzusteuern gilt. Umweltminister Johannes Remmel (GRÜNE) wird aufgefordert, Qualitätsvorgaben für den Privatwald durchzusetzen, z.B. über eine Novellierung des Landesforstgesetzes. Einmal mehr zeigt sich, dass das vom Ministerium nach wie vor hochgehaltene Prinzip der „Freiwilligkeit“ beim Vollzug von Mindeststandards zur Rücksicht auf die Natur gescheitert ist. Was nicht verboten ist, wird gemacht, zum Schaden der Allgemeinheit! Insbesondere müssen Einschlagzeiten und die Maximalfläche für Kahlhiebe reduziert, ein Verbot der Umwandlung von Laub- und Mischwald in Nadelholzmonokulturen und mehr Naturverjüngung durchgesetzt werden. Der Anbau von Exoten wie der Douglasie sollte wenigstens eines Genehmigungsvorbehaltes bedürfen. Der Anbau steht nämlich im Widerspruch zu den Schutzgeboten des § 40 des Bundesnaturschutzgesetzes, wonach das Ausbringen von gebietsfremden Arten verboten ist! Die dortige Freistellung der Forstwirtschaft von diesem Verbot ist unverantwortbar und fachlich nicht zu rechtfertigen.

Die Regelungen sollten durch die konsequente Anwendung von strengen Förderrichtlinien begleitet werden, nur bei Beachtung und Umsetzung strenger Biodiversitätsstandards einer möglichst naturnahen Waldwirtschaft sollten überhaupt noch Fördergelder, nämlich Gelder der Allgemeinheit zur Förderung der Allgemeinwohlbelange, gezahlt werden.

Hinweis:

Der BUND hat kürzlich den bundesweiten „Waldreport“ – siehe:  http://www.bund.net/themen_ und_projekte/naturschutz/wald/ waldreport_2016/ – veröffentlicht, wo u.a. der zerstörerische Wegebau in Altwindeck (siehe „Schneise der Zerstörung“, S.19) beschrieben wird.

(Text & Bild: BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland)

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Redaktion

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