Damit hatten die Verantwortlichen wohl nicht gerechnet. Die Westerwaldbahn, welche der Strecke Köln-Siegen-Gießen als Nebenstreckenbahn in Richtung Limburg dient, soll zukünftig schneller werden. Dafür müssen, so der SPNV-Nord, nun zwei Haltepunkte geschlossen werden. Einer davon soll der bekannte Wallfahrtsort Marienthal im Westerwald sein.
Hier hat sich allerdings erheblicher Widerstand gebildet, denn der Ort ist bei Wanderern und Ausflüglern genauso beliebt, wie bei Wallfahrern und Pilgertouristen. Das ehemalige Franziskanerkloster mit der Wallfahrtskirche „Zur schmerzhaften Mutter“ wird dabei von vier Gastronomie- und Herbergsbetrieben umgeben. Lange Zeit stand ein Gasthaus leer, das Kloster als Bildungsstätte des Erzbistums Köln wurde geschlossen. Ein weiterer Betrieb wollte aus Altersgründen den Betrieb einstellen. „Das waren keine guten Tage, wir hatten Angst, dass hier bald alles zu Ende ist“, so Hermann Wessler.
Er und seine Frau Renate haben ihr Haus Elisabeth mittlerweile an Marcel Herbst, einen jungen Koch mit Familie übergeben und freuen sich nun auf Ihren verdienten Ruhestand. „Jetzt können wir beruhigt sein, hier läuft alles wieder auf Hochtouren“, so die beiden. Denn Anfang 2016 kam der Aufschwung zurück nach Marienthal, das Kloster übernahm Küchenmeister Uwe Steiniger und auch das leerstehende Waldhotel Imhäuser fand mit Filip Respaillie einen neuen Betreiber. Nun der Schock, der Bahn-Haltepunkt soll zugemacht werden. „Gerade jetzt, wo es hier wieder aufwärts geht, die Zahl der Wandergruppen und auch der Wallfahrer kräftig zunimmt, wird ein solcher Rückschritt geplant“, ärgert sich Küchenmeister Martin Schüttler vom Marienthaler Hof. Auch Reiner Orfgen vom Hofcafé Heinzelmännchen ist fassungslos. „Wir haben uns für die nächsten Jahre wirklich viel vorgenommen und wollen gemeinsam Ort, sowie die Region attraktiv machen. Hierbei spielt natürlich auch der Haltepunkt eine gewichtige Rolle. Ein Standbein, in das nun von außen hinein gegrätscht wird“.
Bereits in diesem Jahr kommt Garden of Delight, sowie andere Bands im Rahmen des Siegtal-Festivals nach Marienthal. Die Kunsttage rund ums Kloster sind bereits im Plan. „Schon jetzt wird es am Wochenende in punkto Parkplatz hier eng. Da brauchen wir die Bahn“, so die Wirte. Ein ganz wichtiger Punkt darüber hinaus sind etliche Mitarbeiter und Auszubildende, die von der Schließung betroffen sind. Man fragt sich, wie man künftig zur Arbeit kommen soll, außer der Bahn gibt es hier keine weiteren öffentlichen Nahverkehrsmittel. Die Klosterglocken schlagen daher Alarm! Den hat man in der Region vernommen und auch der zuständige Landesverkehrsminister Volker Wissing wurde eingeschaltet. „Es wird mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet“, versichern die zuständigen Behörden. Eine online-Petition sammelt derweil die Freunde Marienthals hinter sich, auch wird an Aktionen gegen die geplante Schließung gearbeitet. Man darf also erst einmal gespannt sein, ob dem Alarm bald ein Jubelgeläut folgt.
https://www.openpetition.de/petition/online/erhaltung-bahnhaltepunkt-kloster-marienthal
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