Pracht-Niederhausen – In einer sehr starken Konkurrenz, auf einem kräftezehrenden Kurs mit 160 Höhenmetern pro Runde und atemberaubenden Abfahrten belohnte sich der 16-jährige Mountainbiker Pepe Rahl aus Neitersen, der für die SG Niederhausen-Birkenbeul startet, und als Lizenzfahrer für den TV Haiger fährt-, in einer Zeit von 1:04:16 Stunde mit der Silbermedaille bei der deutschen MTB-Meisterschaft in Lennestadt-Saalhausen.
Die DM ist für mich immer ein besonderer Wettkampf, es ist mein persönlicher Saisonhöhepunkt, auf den ich mich mindestens 6 Monate vorbereite. Man kann sagen, dass ich seit Januar in 200 Trainings- und Wettkampstunden, egal ob nass oder trocken, ob Wind oder Schwüle, ob Kälte oder Hitze, ob Dunkelheit oder Sonnenschein 4000 Kilometer Anlauf genommen habe, um in dieser guten Stunde am Samstag den deutschen Vizemeistertitel einzufahren. Die Strapazen haben sich gelohnt! Die enormen Anstrengungen, die ständige Überwindung des inneren Schweinehundes, die Entbehrungen im Alltag…das alles vergisst Du beim Überqueren der Ziellinie. Der Zustand emotionaler Glückseligkeit legt sich wie ein wärmender Mantel um dich, und die Silbermedaille und der Pokal als Symbole dieses Erfolgs lassen dieses Gefühl bei jedem Anblick wieder aufblitzen – ein Leben lang!
Für die diesjährige Deutsche Meisterschaft im olympischen Cross-Country (XCO) haben sich 50 Fahrer der Altersklasse U 17 männlich qualifiziert. Die Renndistanz wurde vom BDR auf 4 Runden (= 19,2 KM / 640 HM) festgelegt. Das Rennen wurde im Jagdstartmodus *) eröffnet. Die Startreihenfolge wurde bereits am Freitag ermittelt. Jeder Teilnehmer musste auf Zeit einen ca. 600 Meter langen Downhill zweimal abfahren. Pepe fuhr die viertschnellste Zeit und war damit in Startreihe 1 (5 Fahrer je Startreihe)! Die Strecke war durch den Regen der vergangenen Tage an einigen Stellen aufgeweicht und rutschig. Die Passagen im Fichtenwald und die Wiesenanstiege hingegen waren verhältnismäßig griffig; außerdem war ein ca. 500 Meter langer, asphaltierter Weg Teil der Rennstrecke. Mein Simplon Razorblade 650b hatte ich diesmal mit dem Dreckschleuder-Laufradsatz und besonders leichten Tune-Steckachsen ausgestattet. Beim Profil habe ich auf meinen Lieblingsreifen, den Michelin Wild RacerR ultimate, befüllt mit Dichtmilch, zurückgegriffen. Mit diesen Maßnahmen konnte ich mein Bike auf 8,8 Kg reduzieren und damit insbesondere in den Anstiegen ein höheres Tempo erzielen.
David List, der große Favorit, stand neben mir in Startreihe 1. Er war mein Fixpunkt. Wer den Titel holen will, muss David schlagen. Ein ganze Runde konnte ich sein Tempo mitgehen…Wooww!!! Danach hat er den Gashahn aufgedreht, ich habe ihn ziehen lassen und meinen eigenen Rhythmus gesucht. Kraftbetont die Anstiege hoch ballern und kontrolliert abfahren- so würde ich diesen Rhythmus beschreiben. Das brachte mir auf den Drittplatzierten nach zwei Runden bereits 1 Minute.
Meine Geschwister, meine Freundin und ihre Eltern, mein Onkel, meine Eltern in den Feed- und Technikzonen und einige Fans, die ich mittlerweile habe, haben mich mit ordentlichem Radau an den Anstiegen angefeuert. Ich war mir absolut sicher, dass mir außer David heute niemand mehr das Wasser reichen kann und bin total erleichtert und grinsend über den Zielstrich gefloatet.
Nach dem Gewinn der Deutschen Schülermeisterschaft 2013 ist der diesjährige Vizemeistertitel für mich eine Bestätigung, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde.
In der Gesamtwertung der Nachwuchsbundesliga habe ich mich auf Platz 4 verbessert und der Jugendnationaltrainer hat mich für das kommende Wochenende zu einem internationalen Wettkampf in Lac Blanc/F nominiert. Am ersten Juliwochenende findet dann der nächste Lauf der Nachwuchsbundesliga in Sachsen-Anhalt statt. Ich bin ganz zuversichtlich, dass ich in dieser wichtigen Rennserie in der Gesamtwertung auch einen Podestplatz erreichen werde.
*) Jagdstartmodus: Die Fahrer der ersten Startreihe fahren zuerst los. Die zweite Startreihe folgt nach 5 Sekunden, die dritte Startreihe nach 10 Sekunden und die vierte Startreihe nach 15 Sekunden, nach 20 Sekunden startet der Rest des Feldes.
(Text & Foto: F. Rahl und Karl-Peter Schabernack)