Bereits im vergangenen Jahr vereinbarte man zwischen der Berufsbildenden Schule Betzdorf-Kirchen und dem Lycée Le Castel in Dijon einen Austausch im Fachbereich Gastronomie. Auszubildende, welche neben ihrer Lehre in den Betrieben der ganzen Region die BBS Betzdorf-Kirchen besuchen, reisten für 5 Tage nach Dijon.
Dort lernten sie ihre französischen Mitschüler kennen. Dies ist schon deswegen interessant, da sich die Ausbildung unterscheidet, obwohl gleiche Berufsabschlüsse das Ziel sind. Während man in Deutschland auf das „Duale Ausbildungssystem“ setzt, besucht man in Frankreich hauptsächlich die Hotelfachschule, inklusive Praktika in Betrieben der Umgebung.
Für beide Seiten steht allerdings das Fachliche absolut im Vordergrund:
- Wie kocht man im Burgund, wie im Westerwald?
- Welche Produkte prägen die Speise- und Getränkekarten?
- Wie serviert man hier, wie dort?
- Welche Techniken wendet man jeweils an?
Der Erfahrungsaustausch zeigte dabei viele Gemeinsamkeiten auf. Aufgrund des tollen Miteinanders und der hervorragenden Teamarbeit der Auszubildenden beider Länder, steht diese Partnerschaft mittlerweile für mehr als gegenseitige Besuche, vielmehr für gemeinsame Potenziale. Das machte schon der Gegenbesuch der Franzosen im Frühjahr sehr deutlich.
Selbst Sprachbarrieren stehen dem riesigen Interesse der Auszubildenden nicht im Wege. 12 Auszubildende wurden von ihren Lehrerinnen, Astrid Fischer und Marion Pfeiffer, nach Dijon begleitet. Erneut mit dabei, Ausbilder und Küchenmeister Uwe Steiniger aus dem Kloster Marienthal, der sich sehr für das Projekt engagiert. Diesmal wurde sogar das Berufsfeld erweitert, denn auch Auszubildende als Bäckereifachverkäuferinnen waren dabei. Dies zur Freude der Franzosen, weil das Lycée Le Castel hierfür ebenfalls beste Voraussetzungen bereithält: eine Backstube!
Neben gemeinsamem Unterricht und Praxisstunden, erhielten die Besucher Einblicke in die Produktion von Cassis, sowie weiterer Liköre, in klösterliche Weingüter, die Stadt Beaune mit historischen Highlights und in die Hauptstadt der Bourgogne, Dijon.
Höhepunkt der Besuche ist immer ein französisch-deutscher Tag, bzw. Abend, wo der Gastronomie-Nachwuchs aufzeigt, wie gut er zusammenarbeitet. Mit einem anspruchsvollen Menü wird dabei einiges verlangt: „Mittelmaß: Non, merci!“.
So applaudierten rund 50 geladene Gäste nach dem Genuss der französisch- deutschen Gaumenfreuden, als die Jugendlichen Seite an Seite nach getaner Arbeit in den Saal marschierten. Grußworte machten deutlich, dass man den Austausch der französisch-deutschen Jugend außerordentlich begrüßt. Steiniger bemerkte, dass dieser Austausch auch eine gesellschaftliche Aufgabe erfülle, „Das Zusammenstehen der Mitte Europas: Aprendre les un’s des autres signifie se comprendre les un’s et les autres – Voneinander lernen, heißt einander verstehen!“
Er war es auch, den die französische Seite bat, die Schirmherrschaft über die Zusammenarbeit zu übernehmen: Hierzu hielt man weitere Schritte schriftlich fest, z.B. den Auszubildenden gegenseitige Berufspraktika und Schulaufenthalte anzubieten, Videokonferenzen für gemeinsame Updates, kurzum eine Intensivierung. Neben der französischen Schulleitung unterschrieb schließlich auch Uwe Steiniger, dem die Schirmherrschaft „eine große Ehre und verantwortungsvolle Aufgabe“ ist.