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Fällung einer 260 Jahre alten Naturdenkmal-Linde in Rosbach

Stattlich und erhaben steht die rund 24 Meter hohe Sommerlinde mit ihrer 4 Meter Umfang erreichenden Stammbasis neben dem Pfarrhaus mit der sogenannten „Alten Kapelle“ im Kapellenweg in Rosbach. Soweit den historischen Quellen zu entnehmen ist, wurde der Baum nur wenige Jahre nach dem Bau der Kapelle (1743/44) gepflanzt. Baum und Kapelle bilden zusammen ein altvertrautes, örtlich erscheinungsbildprägendes Ensemble.

Nach näherem Hinsehen wird dem Betrachter auffallen, dass die aus 4 starken Stämmlingen hervorgehende, weit ausladende Krone licht anmutet und die Blätter recht klein sind. Wie viele andere Altbäume auch, ist die Linde von Baumpilzen befallen. Das ist der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Rhein-Sieg-Kreises, die den als Naturdenkmal besonders geschützten Baum seit Jahrzehnten betreut, schon lange bekannt. Baumpilze sind zunächst einmal nichts Besonderes. Sie zersetzen Holz und ernähren sich von den dabei anfallenden Abbauprodukten. Die befallenen Bäume versuchen sich davor zu schützen: sie schotten die pilzbefallenen Bereiche ab, indem sie insbesondere an statisch kritischen Stellen vermehrt neues Holz bilden. Das nennt der Fachmann „Kompensationszuwachs“. Dieser Schutzmechanismus ist effektiv. Vitale Bäume können so durchaus jahrzehntelang mit Baumpilzbefall standsicher fortbestehen.

Doch die Linde in Rosbach ist nicht mehr vital, sie „schwächelt“ schon seit etwa 10 Jahren. Bereits 2009 wurde für die UNB erkennbar, dass der Baum kaum mehr in der Lage ist, dem voranschreitenden Holzabbau mit einem eigenen Schutzmechanismus zu begegnen. Er bildet keine knorrig verdickten Wurzelanläufe mehr, der Fachmann spricht hier von „stabilisierenden Zuwachsleisten“.

Aus dem Grund wurde vor einigen Jahren eine sogenannte „Kronensaumeinkürzung“ veranlasst. Bei dieser Maßnahme wird der äußere Schwachholzbereich der Baumkrone um einige Dezimeter zurückgeschnitten. Das regt in der Regel die Trieb- und Laubbildung wieder an. Doch führte das bei der Linde nicht zu dem gewünschten Erfolg. Wiederholte Untersuchungen belegten die kontinuierliche Abnahme der Stand- und Bruchsicherheit des alten Naturdenkmals. Im Herbst 2015 musste dann zur Reduzierung der Windlasteinwirkung die Krone des Baumes stellenweise bis zu 3 Meter zurückgeschnitten werden.

Im Rahmen einer erneuten Untersuchung Anfang Juli diesen Jahres wurde offensichtlich, dass die statischen Reserven der alten Linde aufgezehrt sind. Zusätzlich stellten die Fachleute den Brandkrustenpilz fest; dieser hat einige Wurzelanläufe am Stammfuß, die für die Standsicherheit wichtig sind, befallen. Diese Art Pilz kann sich im Holz nicht mehr hinreichend vitaler Bäume sehr schnell ausbreiten. Außerdem deutet der mangelhafte Zustand des Laubes darauf hin, dass inzwischen auch der Austausch von Nährstoffen, Assimilaten und Wasser zwischen Wurzelwerk und Krone durch das geschädigte Gefäßsystem zunehmend behindert wird.

Der eingeschaltete Sachverständige hat daraufhin empfohlen, den Großbaum, in dessen Kippbereich drei Wohngebäude und die denkmalgeschützte Kapelle stehen, zeitnah zu entfernen. Daher wird die eindrucksvolle Sommerlinde, an der 10 Generationen von Menschen vorbeigegangen sind, in den nächsten Tagen von einer Fachfirma auf Kosten des Rhein-Sieg-Kreises – zum Bedauern von Eigentümer und UNB – entfernt.

Allgemeine Informationen zu Baum-Naturdenkmalen:
Der Rhein-Sieg-Kreis betreut zurzeit 59 Einzelbäume als Naturdenkmale, die im sog. Verkehrsraum stehen. Hinzu kommen über ein Dutzend weiterer ND-Bäume, die allesamt im Wald stehen.
Alle Maßnahmen zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit und zum Erhalt der Bäume werden von Unteren Naturschutzbehörde ausgeführt, die auch die Kosten hierfür trägt. Maßnahmen, die in erster Linie der Baumerhaltung dienen, werden mit Fördergeldern der Bezirksregierung Köln bezuschusst.

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Redaktion

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