Leserbrief: Anliegen der Kindertagespflegen des Rhein-Sieg-Kreises

Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Caroline Ehrler und ich arbeite seit Dezember 2015 als Kindertagespflegeperson in
Windeck im Rhein-Sieg-Kreis.

Bis heute habe ich 27 Kinder zwischen einem und drei Jahren betreut und inklusive zufriedener
Eltern in den Kindergarten entlassen. Ich bin gelernte Erzieherin (seit 2009) und habe mich bewusst für eine selbstständige Tätigkeit im Rahmen der Kindertagespflege entschieden. Ich liebe die Arbeit mit den jüngsten Kindern unserer Gesellschaft und nehme den Auftrag, sie und ihre Eltern in ihrer Entwicklung zu begleiten, zu beobachten und zu unterstützen sehr ernst. Dieser Job ermöglicht mir Flexibilität und
Selbstbestimmung.

Mein Name ist Nadine Wagner. Ich bin seit 2002 Erzieherin, habe einige Jahre in der Kita
gearbeitet und mich 2012 für die Arbeit in der Kindertagespflege entschieden.
Die Arbeit mit den U3 Kindern ist eine sehr sensible und intensive Arbeit. Wir bieten einen
geschützten, kleinen Rahmen für die Kinder und gestalten eine familiennahe Beziehungs- und
Bildungsarbeit. Für Kinder unter 3 Jahren ist dies, meiner Meinung nach, die ideale
Betreuungsform und natürlich ist die Vereinbarung von Familie und Beruf hier einfacher als in so
manch anderem Beruf.

Mit diesem Schreiben möchten wir Sie, mit Hilfe von Beispielen, an die Wichtigkeit unserer Arbeit
erinnern und Ihnen aufzeigen, wie schwierig es ist, in unserem Job finanziell unserem
Bildungsauftrag gerecht zu werden.

Des Weiteren fordern wir eine erneute Pauschalförderung zur Anschaffung neuer Möbel und
Spielmaterialen und eine angemessene Erhöhung der laufenden Geldleistung. Hierbei nehmen wir
Bezug auf die Inflation und die Fortschreibungsrate.

Täglich erfüllen wir gleichzeitig meist alleine sehr viele Aufgaben – ohne Pause. Wir gehen freundlich auf verschiedene Bedürfnisse ein, berichten Eltern vom Tag ihrer Kinder, Wickeln, putzen Nasen, lesen vor, spielen, singen, basteln, kochen, ziehen an und aus, begleiten Wutanfälle und Traurigkeit, räumen auf und putzen. Dabei beobachten wir die Kinder und wissen genau auf welchem Stand sie in ihrer Entwicklung stehen und wo sie noch Unterstützung benötigen. Wir fangen sie auf, wenn es in deren Familien gerade nicht gut läuft, sie von Trennung der Eltern oder der Geburt eines Geschwisterkindes betroffen sind. In allen krisenhaften Phasen der Familien sind wir meist die erste Anlaufstelle und fangen die Kinder auf. Wir dokumentieren Bildungsprozesse, richten uns nach den individuellen Entwicklungsschritten der Kinder und reflektieren unsere Arbeit tagtäglich. Für die Eltern unserer Tageskinder sind wir immer erreichbar
und antworten auch Sonntags oder spät am Abend auf Nachrichten. Nach unserer Arbeit am Kind, widmen wir uns noch Aufgaben wie dem Belegen neuer Plätze, interessierte Eltern und Kinder kennenlernen, Portfolio Arbeit und Bildungsdokumentation, Konzept überarbeiten, Verträge schreiben, überarbeiten und ausdrucken, Werbung machen, Angebote vorbereiten, Elterngespräche (wie gewünscht zweimal im Jahr) vorbereiten und durchführen, Einkaufen, Vorkochen und Saubermachen. Die Steuererklärung, Fragebögen der Krankenkasse ausfüllen und alles rund um Rentenversicherung will auch erledigt werden. An Fortbildungen nehmen wir auch außerhalb unserer Arbeitszeiten teil und besuchen Erste-Hilfe-Kurse, auch mal Samstags.

Die laufende Geldleistung einer Kindertagespflegeperson im Rhein Sieg Kreis setzt sich wie folgt
zusammen:

  • die Erstattung angemessener Kosten, die der Kindertagespflegeperson für den Sachaufwand
    entstehen (Stand: 01.08.2023: 2,00 Euro je Stunde).
  • Einen angemessenen Beitrag zur Anerkennung ihrer Förderleistung (Stand 01.08.2023: 3,75
    Euro je Stunde).
  • Die Erstattung nachgewiesener Aufwendungen für Beiträge zu einer Unfallversicherung sowie
    die hälftige Erstattung nachgewiesener Aufwendungen zu angemessenen Alterssicherung,
    Kranken- und Pflegeversicherung der Kindertagespflegeperson.
  • Die Erstattung von nachgewiesenen Aufwendungen für Fortbildungsstunden von bis zu 50,00
    Euro jährlich.
  • Eine Vergütung für mittelbare Bildungs- und Betreuungsarbeit für jedes betreute und geförderte
    Kind von monatlich pauschal 23,00 Euro.

Hier müssen natürlich noch Steuern abgezogen werden.

Wir haben zu Beginn unserer Tätigkeit eine Pauschalförderung von 500 € pro gewährtem Platz
erhalten. Als Kindertagespflegepersonen kann man bis zu 5 Betreuungsplätze vergeben, und
erhält somit einmalig (bis zu) 2.500 Euro, die man für Erstanschaffungen verwenden kann.
Dabei wird nicht berücksichtigt, dass einige Kindertagespflegepersonen aufgrund ihrer räumlichen
Bedingungen nur weniger Kinder betreuen können und demnach auch eine geringere Förderung
für die Erstanschaffungen, oder auch insgesamt weniger Geldleistungen erhalten. Für viele von
uns sind die alltäglichen Kosten kaum zu stemmen.

Beispielsweise kostet Sand für einen einen grossen Außenspielbereich in etwa 500 €. Matratzen,
Bettwäsche, eine Schaukel für den Garten, Möbel, Spielmaterialien, Bücher, Geschirr, Fahrzeuge,
Kindersitze für das Auto, Treppenschutzgitter etc. werden von uns in Eigenregie angeschafft und
sind nach einigen Jahren teilweise kaputt oder verschlissen und müssen erneuert werden.
Um Tageskinder zu befördern haben wir zum Teil grosse Krippenwagen, die nach 7-10 Jahren
kaputt sind und neu gekauft werden müssen.

Kindermatratzen sollen laut Expertenempfehlung der National Sleep Foundation alle 5-7 Jahre ausgetauscht werden, um Schlafprobleme und Rückenschmerzen zu vermeiden und sicherzustellen, dass sie noch genügend Unterstützung und Komfort bieten. Auch aus hygienischer Sicht ist ein regelmäßiges Austauschen von Matratzen zu empfehlen.

2.500 Euro (im besten Fall) sind schnell ausgegeben wie man sich vorstellen kann, da man doch
einiges benötigt, wenn man mit kleinen Kindern professionell und sicher arbeiten möchte.
Um die Qualität und Sicherheit unserer Arbeit weiterhin zu gewährleisten und unserem
Bildungsauftrag, wie vom Rhein Sieg Kreis und vom Land gewünscht, gerecht zu werden, ist es
(sowie in Kindergärten auch) nötig, von Zeit zu Zeit neues Spielmaterial, Einrichtungsgegenstände,
Matratzen, Möbel, Kindersitze etc. anzuschaffen.

Kindergärten tauschen den Sand in Ihrem Sandkasten jedes Jahr aus (aus hygienischen Gründen!). Wir arbeiten überwiegend mit U3 Kindern, den jüngsten Kindern unserer Gesellschaft, diese befinden sich in der oralen Phase ihrer Entwicklung und nehmen Sand in den Mund, was ganz natürlich ist und dazu dient ihre Umgebung mit allen Sinnen zu erkunden. Auch in einer Kindertagespflege lautet die Empfehlung den Sand im Sandkasten mindestens (!) einmal jährlich auszutauschen, um Hygiene und Sicherheit der Kinder zu gewährleisten.

Es ist nicht fair, dies alles in Eigenleistung bezahlen zu müssen. (Siehe oben: Kosten für Sand in einem grossen Spielbereich: 500 Euro).

Einen jährlichen Austausch des Sandes im Aussenbereich, Reparaturen, Neuanschaffungen von
Spielmaterialien, Matratzen etc. kann sich eine im normalen Stundenumfang arbeitende
Kindertagespflegeperson nicht leisten, wenn sie keine Unterstützung erhält – eine stets adäquat
auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmte Einrichtung eingeschlossen. Hier besteht eindeutig
Handlungsbedarf, weshalb wir Sie dringlich auf entsprechende Nachjustierung und eine zügige
Unterstützung bitten möchten.

Es ist für uns Kindertagespflegepersonen unverständlich, dass Tageseinrichtungen für Kinder
regelmäßige Fördermittel erhalten, wohingegen wir nur mit einer einmaligen Starthilfe abgespeist
werden. Gerade die jüngsten Kinder unsere Gesellschaft sollten das Recht haben, in einer
komfortablen, hygienischen und zeitgemäß eingerichteten Kindertagespflege betreut zu werden.
Es ist nahezu traurig, dass dies nicht selbstverständlich ist und wir Kindertagespflegepersonen
immer wieder darauf aufmerksam machen, es aber trotz der aktuellen Inflation keine Anpassung
bzgl. der Fördermittel in der Kindertagespflege gibt.
Es geht hier nicht um unseren Komfort. Wir kommen ohne teure ergonomische Erzieherstühle aus
und wickeln gerne weiterhin auf dem Boden, anstatt am komfortablen Wickeltisch mit ausziehbarer
Treppe. Uns geht es um die Kinder. Wir möchten auch in der Kindertagespflege eine qualitative,
sichere, zeitgemäße und ansprechende Ausstattung anbieten.

Die Kitas bekommen in regelmäßigen Abständen Geldleistungen, womit sie neue Möbel kaufen
können. Auch unser Inventar nutzt sich ab und leider können die meisten keine großen Rücklagen
bilden.

Hier zeigen wir Ihnen einige Beispiele von Kommunen, die eine Erhaltungspauschale für ihre
Kindertagespflegepersonen auf den Weg gebracht haben.

  • ➔ Heiligenhaus
    500€ pro Platz – alle 7 Jahre
  • ➔ Eschweiler
    250€ pro Platz – alle 5 Jahre mit Erneuerung der Pflegeerlaubnis
  • ➔ Steinfurt
    500€ pro Kindertagespflegeperson – alle 5 Jahre
  • ➔ Ibbenbüren
    500€ pro Platz – alle 5 Jahre

Ich bitte Sie, um Überprüfung der Gewährung einer erneuten Pauschalförderung für die
Kindertagespflegen im Rhein-Sieg-Kreis.
Nach den Recherchen von Nadine Wagner (KTPP aus Eitorf) erhöht sich unsere Geldleistung
jährlich um 1,5%.
➔ Jedoch fallen die realen Kosten deutlich höher aus als die Steigerung der Geldleistung.
Für das Kindergartenjahr 2023/2024 wurden die Zuschüsse des Landes um +3,46% erhöht.
(FAQ’s zur Fortschreibungsrate nach § 37 Kinderbildungsgesetz).
Auch dieses Jahr werden die Zuschüsse des Landes um +9,65% erhöht. (Fortschreibungsrate
gemäß § 37 Kinderbildungsgesetz, Schreiben des Ministerium für Kinder, Jugend, Familie,
Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen vom 20.12.2023)
➔ Einige Kommunen und Städte haben dies zur Kenntnis genommen und die Erhöhung der
Förderleistung an ihre Kindertagespflegepersonen weitergegeben.

  • Düren
  • Hennef
  • Wesseling
  • Neuss
  • Wipperfürth
  • Erkrath
  • Kreis Soest
  • Langenfeld
  • Wuppertal
  • Steinfurt
  • Kerpen
  • Lüdenscheid
  • Menden
  • Gütersloh
  • Paderborn

Um nur Einige zu nennen.

Wir bitten Sie um eine Novellierung der Satzung zum Thema jährliche Erhöhung der Geldleistung
und dass die laufenden Geldleistungen die tatsächlichen Kostenentwicklungen berücksichtigen
und jährlich angepasst werden.

Vielen Dank für Ihr Verständnis und die Kenntnisnahme der Problematik in der Kindertagespflege.

Mit freundlichen Grüßen,
(stellvertretend für die Kindertagespflepersonen des Rhein-Sieg-Kreises)
Caroline Ehrler aus Windeck und Nadine Wagner aus Eitorf

I.A.:
Janina Böhme (Windeck/Dattenfeld)
Nicole Thelen (Swisttal)
Pauline Bellmann (Swisttal)
Alina Bergen (Swisttal)
Aileen Kurz (Neunkirchen-Seelscheid)
Katharina Dietrich (Ruppichteroth)
Daniela Schiefen (Ruppichteroth)
Irene Marinov (Swisttal)
Stephanie Holschbach (Windeck/Dattenfeld)
Jessica Abel (Windeck/Dattenfeld)
Karina Fuchs (Windeck/Geilhausen)
Stefanie Bergmann (Windeck/Herchen)
Annika Plänker (Windeck/Dreisel)
Birgit Claßen (Eitorf)
Sanubar Sultana Khan (Eitorf)
Sonja Alt (Eitorf-Halft)
Helene Redinger (Eitorf)
Daniela Cornicolario (Eitorf)
Tamara Grabowski (Windeck/Dattenfeld)
Isabelle Stöber (Windeck/Leuscheid)
Ellen Riediger (Neunkirchen-Seelscheid)
Jasmin Ewert (Neunkirchen_Seelscheid)
Lilli Reimann (Neunkirchen-Seelscheid)
Tanja Michel (Neunkirchen-Seelscheid)
Alesja Vansovic (Neunkirchen-Seelscheid)
Beate Stark (Neunkirchen-Seelscheid)
Stephanie Ley-Rudolf (Neunkirchen-Seelscheid)
Alona Kühn (Neunkirchen-Seelscheid)
Tanja Haarhaus (Neunkirchen-Seelscheid)
Sarah Knudsen (Neunkirchen-Seelscheid)
Julia Vogt (Much)
Britta Kocevar-Nickl (Much)
Daniela Montinaro (Much)
Nina Ley (Much)
Daniela Sistig (Much)
Michelle Braun (Much)
Maria Illi (Neunkirchen-Seelscheid)
Melissa Klapprath (Much)
Sabrina zur Mühlen-Hewel (Ruppichteroth)
Olga Joos (Neunkirchen-Seelscheid)
Sarah Sommers (Much)
Kathrin Grun (Neunkirchen_Seelscheid)
Delia Golz (Swisttal)
Alwine Ribka (Swisttal)
Heike Kaminski (Eitorf)
Sabrina Günther-Jung (Eitorf)
Valeria Schmidt (Eitorf)
Stefanie Kollak (Eitorf)
Andrea Ehlen-Petras (Eitorf)
Carmen Klemmer (Much)
Claudia Tomkowitz (Windeck/Rosbach)
Bettina Grootscholten (Windeck/Hurst)
Julia Donde (Swisttal)
Nadja Drews (Alfter)
Sonja Rödder (Eitorf)
Veronika Bensch-Jaeger (Windeck/Herrchen)
Uta Schmidt (Windeck/Herrchen)
Kathi Riethausen (Alfter)
Vildan Karakus (Alfter)
Nicole Hense-Rockstroh (Alfter)
Martha Mehring-Rrghout (Alfter)
Manuela Brunner (Alfter)

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