Die sieben Kommunen Hennef, Lohmar, Eitorf, Windeck, Ruppichteroth, Much und Neunkirchen-Seelscheid hatten sich zum Projekt „Vom Bergischen zur Sieg“ zusammengeschlossen und einen Förderantrag als sogenannte LEADER-Region eingereicht, der allerdings nicht erfolgreich war. Die rot-grüne Landesregierung möchte die Region dennoch fördern und nimmt die Kommunen im östlichen Rhein-Sieg-Kreis in das neu geschaffene Förderprogramm des Umweltministeriums „VITAL.NRW“ auf. Damit soll die Umsetzung der für die einstige LEADER-Bewerbung erarbeiteten Entwicklungsstrategien unterstützt werden, um etwa den demographischen oder ökologischen Wandel aktiv zu gestalten.
„Wir haben den ländlichen Raum, der immerhin zwei Drittel des Landes ausmacht, im Blick. Hier darf es keinen Stillstand und kein Abhängen geben. Die rot-grüne Landesregierung investiert deshalb so viel in den ländlichen Raum wie keine Landesregierung zuvor in NRW, um auch unsere kleinen Kommunen als attraktive Wohn- und Wirtschaftsstandorte zukunftsfähig zu machen. Das geschieht beispielsweise über den Ausbau des schnellen Internets, die Tourismusförderung oder die verschiedenen Förderprogramme für den ländlichen Raum“, erklärt der SPD-Landtagsabgeordnete der sieben ausgewählten Kommunen, Dirk Schlömer.
Bei VITAL.NRW werden Projekte gefördert, die aus der Bürgerschaft vor Ort entwickelt worden sind. Die zehn VITAL.NRW-Regionen sollen gemäß der mittelfristigen Finanzplanung des Landes NRW in den nächsten Jahren von einem Budget in Höhe von 1,4 bis 1,9 Millionen Euro profitieren. Damit sollen die regionalen Entwicklungsprozesse, die mit der LEADER-Bewerbung angestoßen worden sind, aufgegriffen und in erfolgreiche Projekte umgesetzt werden. So können die Menschen in den Gemeinden und Dörfern den gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen für ländliche Räume begegnen. Im LEADER-Prozess waren verschiedene Handlungsfelder erarbeitet worden, wie die Sicherstellung von Mobilität, Nahversorgung und medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten, die stärkere Förderung von Kindern und Jugendlichen durch Freiräume und Unterstützung vor Ort oder die bessere Nutzung unserer heimischen Ressourcen im Bereich Tourismus, Umweltschutz und erneuerbare Energien.
Ach ja, der Vorwahlkampf scheint sich in der nun anstehenden Saure-Gurken-Zeit abzuzeichnen: Die Landesregierung gießt das Füllhorn ihrer Wohltaten nun auch über das Windecker Ländchen aus.
Tatsächlich wird dem Bürger eine Menge Aktion fantasiert, denn laut Dirk Schlömer (SPD-MdL) sollen „im LEADER-Prozess … verschiedene Handlungsfelder erarbeitet werden, wie die Sicherstellung von Mobilität…“.
Tatsächlich wird es ausgehen wie das Hornberger Schießen, so wie es Heinz Linnartz am Beispiel Dattenfeld in seinem Kommentar vom 4. Juli 2016 um 09:10 Uhr exemplarisch geschildert hatte: „…verschwand 1982 der Plan in der Schublade, erging es dem Konzept aus 2006/2008 nicht anders. Die Verantwortlichen in der Politik aber auch im Rathaus haben sich nicht oder kaum mit dem Plan beschäftigt, so dass für die Aufstellung zwar Kosten entstanden sind, umgesetzt wurde jedoch wieder nichts!, …. dass es nicht mehr zeitgemäß war und wiederum musste ein Beschluss zur Überarbeitung durch den Rat gefasst werden…. Nun wird ein neues, integriertes Konzept geschnürt….“ Und so weiter und so fort.
Die Bürger denken eher, dass sich einige Planungsbüros wie Ifls, ASS / Hamerla etc. pp. an den Hobbies einiger Verwaltungsmitarbeiter eine goldene Nase verdienen und dass sich „beim Bürger unten“ sich rein gar nichts verbessert.
Ein Blick in die Aufwandsumme genügt, denn lt. Schlömer: „Die zehn VITAL.NRW-Regionen sollen gemäß der mittelfristigen Finanzplanung des Landes NRW in den nächsten Jahren von einem Budget in Höhe von 1,4 bis 1,9 Millionen Euro profitieren. Damit sollen die regionalen Entwicklungsprozesse… in erfolgreiche Projekte umgesetzt werden. So können die Menschen in den Gemeinden und Dörfern den gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen für ländliche Räume begegnen.“
Also noch einmal zum Mitschreiben: In 10(!) Regionen sollen in den nächsten Jahren(!) erfolgreiche(!) Projekte umgesetzt(!) werden, so dass „die Menschen in den Gemeinden und Dörfern den gesellschaftlichen(!), ökonomischen(!) und ökologischen(!) Herausforderungen für ländliche Räume begegnen (können). Das ist bei der „Größe“ des Gesamtbudgets (1,4 bis 1,9 Millionen Euro) ein absoluter Lacher.
Uns soll MdL Schlömer lieber mal sagen, ob und wann die von ihm beworbene „Sicherstellung von Mobilität“ konkret gewährleistet wird: So sind die Straßen des Landes wie L312, 317 etc. beispielweise zwischen Hauptorten im Bröl- und Siegtal derart marode, dass ein sicherer Verkehrsfluss seit langem nicht mehr gewährleistet ist. Es werden auch keine Reparaturen durch das Land mehr durchgeführt, sondern die Nutzer müssen stellenweise auf die Gegenfahrbahn wechseln, um überhaupt diese Landstraßen nutzen zu können. Das ist hier die Realität.
Das Geld des Landes fließt also eher in werbewirksame Gutachten als in die hiesige Infrastruktur.
Vielleicht meint MdL Schlömer mit der „Sicherstellung von Mobilität“ auch nur den von ihm befürworteten Ausbau der Güterfernverkehrsstrecke im Siegtal, der die ganze Siegtal-Region zur „Lärmmüllkippe“ werden lassen wird.
Danke für diesen sehr guten Kommentar! Daran sollte sich der Rhein-Sieg-Kreis – besonders in Bezug auf Windeck – einmal ein Beispiel nehmen:
http://www.rundschau-online.de/region/oberberg/wiehl/staedtebaufoerderprogramm-die-kommunen-im-oberbergischen-kreis-profitieren-24360300
Sehr geehrter Herr XY,
danke für Ihren Kommentar. Sie unterliegen jedoch einem Irrtum. Die besagte Fördersumme von 1,9 Mio. Euro ist nicht für alle zehn Regionen, sondern je für eine Region, d.h. der Rhein-Sieg-Kreis erhält Fördermittel in dieser Höhe. Damit unterstützt das Land die bei der LEADER-Bewerbung gescheiterten Regionen fast mit einer ähnlich hohen Summe. Wir freuen uns darüber. Dass dies bei Ihnen einen solchen Groll hervorruft, bedauern wir.
Die Sanierung der von Ihnen angesprochenen Landesstraßen hat Herr Schlömer in dieser Woche mit dem Landesbetrieb StraßenNRW erörtert und auf die Notwendigkeit einer Sanierung hingewiesen. Die Sanierungslisten werden in den kommenden Wochen erstellt.
Beim Thema Ausbau der Siegtalstrecke liegen Sie mit Ihrer Einschätzung leider nicht richtig. Die SPD befürwortet den Ausbau nur als Verbesserung für den Personenverkehr. Die Pendler in Windeck werden wissen, warum die Beseitigung der Eingleisigkeit (Kriegsschäden!) notwendig ist. Im Übrigen haben auch die politischen Mitbewerber von CDU und Grünen im Kreisplanungsausschuss jüngst für einen Ausbau für den SPNV gestimmt.
Gerne können Sie sich mit Ihren Anliegen auch direkt an Herrn Schlömer oder sein Büro wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Mario Dahm
Landtagsbüro Dirk Schlömer
Sehr geehrter Herr Dahm,
ich bin seit fast 30 Jahren Pendler auf der Siegstrecke und kenne daher die Situation. Als neulich ein verspäteter Talent vor Blankenberg auf einen Güterzug warten musste, ging die Diskussion natürlich auch in die Richtung „Ausbau“.
Ein anwesender Lokführer gab aber folgendes zu bedenken: einen Ausbau der Siegstrecke nur für den Personenverkehr wird es nicht geben, da er unrentabel wäre. Der Güterverkehr wird also zunehmen.
Da Verspätungen von Güterzügen oft mit Konventionalstrafen bewehrt sind, haben sie Vorrang vor dem Personenverkehr. Güterzüge fahren mit 90 – 120 km/h, Regionalexpresse mit bis zu 160 km/h. Da die RE’s zwischen den Güterzügen eingereiht werden, haben sie sich anzupassen. Jede Verspätung auf der Strecke wirkt sich auf das Gesamtsystem aus, wobei der Personenverkehr wieder an letzter Stelle steht.
Ist damit dem Pendler gedient?
Hallo Herr Schneider,
das stimmt. Eine Strecke kann man nicht nur für eine Art von Verkehr ausbauen. Deshalb ist der Ausbau der Siegstrecke durch den Bund ja eben auch eine Chance, weil ein Ausbau durch das Land für den SPNV nicht kommen wird (und auch da könnte natürlich Güterverkehr fahren). Ob der Ausbau für die Region ein Gewinn ist, hängt also vor allem davon ab, mit wie viel Güterverkehr gerechnet werden muss. Und da wird in der Diskussion leider mit Horrorszenarien argumentiert, die man so nicht stehen lassen kann. Der Ausbau der Siegstrecke ist eine Ergänzung zum Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke. Das Siegtal wäre damit eine Art „Puffer“ und Querverbindung. Güterverkehr durch das Siegtal ist nur begrenzt attraktiv, da für jeden Kilometer Kosten anfallen. Es ist also mehr als unwahrscheinlich, dass der europäische Güterverkehr von Rotterdam Richtung Süden in Zukunft durch das Siegtal fahren wird, was einen teuren Umweg bedeuten würde. Mit 160 km/h können die Güterzüge ohnehin nicht fahren. Dafür ist die Strecke nicht geeignet und auch die Nutzung für den SPNV und damit das Halten an den zahlreichen Haltestellen macht den Gütertransport nicht attraktiver und wirtschaftlicher. Außerdem müsste der Güterverkehr ab Hennef auch weiter Richtung Köln kommen. Und ab da sind die Kapazitäten sehr begrenzt, gerade im Knoten Köln. Unterm Strich geht das Bundesverkehrsministerium von weniger als 10 Güterzügen zusätzlich pro Tag aus. Dafür bekäme man aber eine zweigleisige Strecke.
Das Problem der Verspätungen, das Sie ansprechen, entsteht ja gerade durch diese Eingleisigkeit an zwei Stellen. Diese Strecken sind eben besonders anfällig für Verspätungen, die sich immer weiter aufsummieren. Bei einer zweigleisigen Strecke verringert sich das beschriebene Problem also erheblich.
Klar ist aber, dass der Ausbau nur Vorteile bringen kann, wenn er auch mit einem Ausbau der Personenzüge verbunden ist. Einen Abbau zugunsten von Güterverkehr darf es nicht geben. Da ist man sich im Rhein-Sieg-Kreis auch einig.
Hallo Herr Dahm,
ich glaube, dass die eingleisigen Streckenabschnitte instrumentalisiert werden.
Nach meiner Erfahrung verspäten sich die RE’s in Richtung Köln erst ab Siegburg/Troisdorf, u.a. weil sie ab Porz in die ICE’s eingereiht werden und dabei bestimmt keine Priorität haben.
In der entgegengesetzten Richtung bringen sie ihre Verspätung aus dem Abschnitt Porz – Hennef mit, wo immer wieder verspätete Züge kreuzen (z.B. die S12 vom Gleis 3 in Hennef oder die RB aus Koblenz). Auch die Güterzüge aus dem Siegtal, die in Troisdorf zur Güterzugstrecke kreuzen, haben scheinbar Vorfahrt. Und davon werden es dann noch mehr…
Und von der Aussage „Unterm Strich geht das Bundesverkehrsministerium von weniger als 10 Güterzügen zusätzlich pro Tag aus“ halte ich genauso wenig wie von den Regierungsaussagen zur Bankenkrise, Schuldenschnitt für Griechenland, ESM, Eurobonds usw. Hier sah die Wahrheit nachher immer ganz anders aus!
Wer derart mit Milliarden jongliert, dem kommt es auf 10 oder 100 Güterzüge nicht an, den Anwohnern und Feriengästen im Siegtal allerdings schon.
Ein sonniges Wochenende aus Windeck!
Diesem Kommentar ist nichts mehr hinzuzufügen .
Vollkommen richtig
Herr Dahm hat das Problem nicht verstanden.
Da er erst als Pendler in Hennef zu steigt kann er unter 2 Linien wählen und nicht wie die Pendler von der oberen Sieg längere Wartezeiten wegen Verspätungen hinzunehmen.
Herrn Schneider darf ich widersprechen, weil die ICE auf eigenen Gleisen zwischen Siegburg un Köln fahren
Jeder Güterzug mehr auf der Strecke ist schon einer zu viel! Abgesehen von den zu erwartenden Lärmbelästigungen, kontraproduktiv für den Tourismus. Vielleicht wird ja dann die Strecke „eingetunnelt“, so dass man von unserer schönen Landschaft nichts mehr sieht.
Was passiert dann zum Bespiel in Eitorf? Bei den zahlreichen Schranken geht dann wohl nichts mehr. Den Beiträgen von Herrn Schneider kann man sich nur anschließen und darum bitten, sich dafür einzusetzen, dass keine Mehrbelastung durch den Güterverkehr eintritt. Wir sind ohnehin schon an der oberen Sieg am ……. der Welt, dann möchten wir und den Urlaubern wenigstens noch die intakte Landschaft anbieten, und zwar ohne zusätzliche Lärmbelästigung!
Auch wenn sich die Diskussion jetzt sehr vom Thema des Artikels entfernt, muss ich es loswerden. Es ist mir unverständlich, wie die Siegstrecke so verteufelt werden kann. Was wäre unsere Gemeinde denn ohne diese Anbindung? Ein paar Häuser im nirgendwo.
Und die Behauptung, dass ein Ausbau – besser: Instandsetzung – nur Nachteile bringt, ist doch wirklich Unfug. Jeder weiß, dass Strecken mit nur einem Gleis ständig zu Verspätungen führen und die Kapazität für mehr Züge für die Pendler begrenzt ist. Zugunglücke passieren übrigens auch bevorzugt an Stellen, wo Züge aufeinander zu fahren könnten. Ich kann ja verstehen, dass man Lärm fürchtet. Aber man kann auch nicht nur auf seinen eigenen Garten gucken. Zumindest sollten Politiker das nicht tun. Deshalb begrüße ich auch, dass hier mal etwas differenziert dargestellt wurde und nicht die immer gleichen Parolen.
Die Diskussion verstehe ich leider auch nicht ganz. Ich habe mich damit beschäftigt. Alle Parteien im RheinSieg-Kreis wollen eine zweigleisige Strecke. Die einen wollen das vom Bund bezahlt, die anderen vom Land (kann man in Niederschriften nachlesen, ist nicht von mir erfunden). Beides mal gilt doch: Strecke ist Strecke. Die CDU will also im Prinzip das gleiche, stellt es nur unehrlicher da. Meine Meinung.
Und Herr Linnartz, ein gutgemeintes Wort. Ihr Engement für unser Dattenfeld in allen Ehren, aber die Werbung für die CDU im Rahmen der Bürgerinitiative ist schon unangenehm. Damit schadet man nur sich selbst.
Schönen Sonntag zusammen.
Ich lese immer von einem Ausbau der Siegstrecke . Geht es nicht auch darum die Kriegsschäden aus dem 2. Weltkrieg zu beheben ? Das ist schon seit Jahren überfällig .